Über Wasser wandeln – Fluchtschiffe in Bonn

9. August 2014

Nach nur fünf Minuten auf dem Floss fühlt sich die starre Erde merkwürdig an, wie sehr muss es schaukeln wenn man Stunden auf dem Wasser verbringt und dann wieder festen Grund spürt.

Fluchtschiffe finden sich überall auf der Welt und für viele die damit unterwegs sind ist der feste Grund den sie spüren wenn sie wieder an Land gehen weit entfernt von allem was sie liebten und was Ihnen bekannt war.

Die Freude die wir empfinden auf einem aus Eichenstämmen gebautem Floss auf dem Rhein oder einem anderen Fluss in Deutschland ist wenn überhaupt nur mit den kurzen Augenblicken vergleichbar in denen Flüchtlinge realisieren das sie auf einer der letzten Etappen nach Europa sind. Nach Stunden auf dem offenen Wasser bleibt davon nicht viel übrig. Keine Schwimmwesten, kein Funk, keine Wasserschutzpolizei, kein nahes Ufer, keine deutschen DIN Normen für Schwimmkörper die man vielleicht verflucht mit Ihrem bürokratischen Hickhack, die jedoch ganz sicher ein gutes Gefühl geben würden wenn man wirklich auf dem Ozean treibt.

Mit der Fluchtschifftour von Nürnberg nach Berlin, über deutsche Flüsse und Kanäle möchten Heinz Ratz, seine Freunde, Mitstreiter und die Flüchtlingshilfen darauf aufmerksam machen das es in Deutschland immer noch Lager gibt für Menschen die nicht gewollt sind. Vor allem die Situation der Frauen und Kinder steht dieses Mal im Vordergrund

„Wer Waffen sät wird Flüchtlinge ernten“. Wie war dieser Spruch ist. Es wäre mal eine Gute Rechnung wie viele Universitäten, Schulen, Kindergärten von Steuern aus deutschen Waffengeschäften finanziert werden. Oh pazifistisches Deutschland.

Am 7.8. legten die zwei Flösse Carl und Peter auf ihrem Weg in Bonn an. An Bord auch Freunde des Rhizoms, am Ufer eine kleine aber feine Unterstützergruppe und ein Haufen Medien.

Der Alte Zoll in Bonn durfte dann seid langer Zeit mal wieder als Konzertort genutzt werden und es ging direkt mit Volldampf vor raus. Heinz Ratz mit Band, Sohn Graf Itty und den Refugee Sängerinnen füllten die Luft der goldenen Stunden mit den Klängen Ihrer Herzen und Ihres Geistes. Mal weit nach vorne treibend, mal melancholisch Anklagend und mit klaren Worten zum Thema Flüchtlinge. Immer mit einer kleinen Humorspitze in Richtung Politik und Establishment. Bonn war mal wieder umsonst, draußen und mit Sinn. Sängerinnen aus Äthiopien, Somalia und Ghana sangen mit den deutschen Kreuzüber Rockern, eine wunderbaren Klavierspielerin aus dem Iran verzauberte und ein Herr mit Gehfehlern tanzte und balancierte auf den Händen.

Leider blieb ein unberührter Halbkreis vor der Bühne auch wenn weiter hinten die Beine und Hüften bewegt wurden. Ob es an der umgebenden Helligkeit lag, an den vielen Kameras die vor der Bühne standen oder an den Bonnern?

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